Hallo alle miteinander,
Jackie hat mich gebeten euch ein bisschen was
über uns zu erzählen.
Wir sind eine Familie aus der Nähe von
Nürnberg und touren seit über vier Monaten mit unserem Auto durch Europa. Mein
Mann und ich haben zwei Kinder Leona 11 Jahre und Kim Noah 7 Jahre alt.
Wie kommen wir zum Freilernen? Das ist eine
sehr gute Frage. Naja eigentlich hat uns unser Sohn, bzw. beide Kinder auf
diesen Weg gebracht. Sie zeigten uns, beide auf ihre Art und Weise, dass sie
mit dem Schulsystem nicht zurechtkommen. Leona kam trotz Alternativschule
(Montessori) mit der Art und Weise des Lernens und der Massen an Lernstoff, das
sie wie gesagt trotz Montessori Schule zu bewältigen hatte, nicht zurecht. Sie
wurde sehr häufig krank, entwickelte Nahrungsmittelunverträglichkeiten und
beide Kinder entwickelten eine Schilddrüsenerkrankung ( Hashimoto ) . Der
Alltag zu Hause war sehr schwierig, sie konnte nach 6 Stunden Schule die
Hausaufgaben nicht mehr machen, hatte immer Druck dadurch und zog sich immer
mehr in sich zurück. Kim unser Sohn kam bereits mit dem Kindergarten nicht
zurecht, erst als wir den Kindergarten, indem er meine Mutter und meine
Schwester als Bezugsperson hatte, wechselten wurde es besser. Auch er zog sich
immer mehr zurück, schrie oder weinte jeden Morgen und wir probierten wirklich
alle Varianten aus um ihm den Einstieg am Morgen zu erleichtern, sehr häufig
bin ich erst um 10.00 Uhr in die Arbeit gefahren, oder ich habe ihn wieder mit
nach Hause genommen. In der Schule wurde es dann noch schlimmer, trotz langer
Eingewöhnungsphase, wir waren bereits seit Pfingsten vor Schulbeginn jede Woche
in der Klasse, damit er sich daran gewöhnt. Nach vier Monaten war Schluss, wir
konnten nicht mehr mit ansehen, wie Kim leidet, er verlor das Vertrauen zu uns
und zog sich soweit in sich zurück, das er nicht mal mehr vor die Haustüre wollte.
Rundum wir hatten das Gefühl unsere Kinder gehen zu Grunde und wir sahen dabei
zu bzw. zwingen sie in die Schule zu gehen. Damit musste Schluss sein. Wir
nahmen beide Kinder aus der Schule. Meine Mutter kam irgendwann mit zwei
Büchern an und meinte, da lies mal, es gibt mehr Kinder die nicht in die Schule
gehen. So begann für uns der Weg, ein Weg in der nicht nur unsere Kinder
glücklicher und freier werden, sondern auch wir als Erwachsenen einen komplett
anderen Weg einschlagen dürfen. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um uns über
unsere neue Art zu Leben klar zu werden, um uns wieder neu kennenzulernen und
eventuell um eine neue Bleibe für uns zu finden. Den Weg des Freilernens in Deutschland zu gehen, ist sehr schwierig,
wir kommen gerade aus einer sehr schwierigen Situation und wir wissen nicht, ob
wir bereit sind schon wieder zu kämpfen.
Doch nun zu unserem Weg. Seit Anfang März sind
wir unterwegs und waren bereits in Österreich, Italien, Frankreich und befinden
uns jetzt in Großbritannien. Das Lernen auf Reisen findet überall und immer
statt. Es gibt so viel neues, so viel Interessantes zu entdecken. Ich nenne mal
nur einige Bsp. für Kim war das Colloseum in Rom der Renner. Er wollte schier
alles wissen über die Spiele die da stattfanden, über die Gladiatoren, über die
Tiere usw. Wir versuchten ihm alle Fragen so gut es ging zu beantworten, dazu
nutzten wir Dokumentationen ( ja wir nutzen die modernen Medien diese können
auch sehr hilfreich sein), Bücher und Hör CD´s ( wir machten sehr gute
Erfahrungen mit den Hörspielcd`s von Geolino, sehr informativ und kindgerecht
erzählt).
Auch sprachlich ist das Reisen eine tolle
Sache. Leona hatte ja bereits ein paar Vokabeln Englisch aus der Schule und
erschließt sich immer mehr. Das Schöne ist, das sie sich langsam traut auch mal
zwei drei Wörter auf Englisch zu reden, so bestellt sie sich ihr Eis selbst,
oder unterhält sich schon mal mit einem Mann in der U-Bahn. Auch für Kim
erschließen sich immer mehr Wörter und er fragt immer häufiger nach dem einen
oder anderen Wort. Toll fanden wir, dass beide ganz freiwillig entschieden
haben einen Film, den sie bereits kannten, auf Englisch anzuschauen. Sie waren
dann ganz stolz darauf, dass sie doch das eine oder andere Wort verstanden
haben. Ich denke mit dieser Art und Weise sind wir auf dem richtigen Weg ins
selbstbestimmte Lernen.
Leona hat das Lesen wieder entdeckt und hat
seit Beginn unserer Reise bereits 7 Bücher gelesen. Beide Kinder gestalten sich
Drachenbücher. Sie malen Drachen, ordnen diese Gruppen zu und schreiben ihre
Merkmale dazu auf. Das tun sie nun bereits seit zwei Monaten immer mal wieder
und die Texte werden immer besser. Kim müssen wir die Wörter buchstabieren,
schreiben tut er sie selbst.
Und zu guter Letzt, Kim liebt Tiere er hatte
schon immer sehr viel Interesse an allen Tierarten. Auf unserer Reise sind wir
vielen Tieren begegnet z.B. in Wales freilebenden Delfinen und Seerobben, und
Kim entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Tierlexikon. Er lässt sich
alles über das jeweilige Tier vorlesen und stellt viele viele Fragen und merkt
sich das dann auch wirklich alles.
Für
uns hat das freie Lernen begonnen, als wir uns auf unsere Reise gemacht haben.
Es gibt so unglaublich viel auf dieser Welt zu erkunden. So viele
unterschiedliche Kulturen, Menschen und Sprachen. Besseren Geschichtsunterricht
kann es gar nicht geben, als die Geschichte wirklich zu erleben und vor Ort zu
stehen. Nicht nur für unsere Kinder ist diese Reise eine Bereicherung, auch wir
als Erwachsene haben die Lust zu erkunden wieder entdeckt und haben auch wieder
viele Fragen, denen wir nachgehen. So funktioniert das freie Lernen, du hast
eine Frage, dann versuche herauszufinden wie du sie beantwortest kriegst. Wir
sind glücklich uns für diese Art Lernen entschieden zu haben. Das Beste ist,
das es unseren Kindern in so kurzer Zeit viel besser geht, Leona kann bereits
wieder alles essen, Kim hat wieder zutrauen gefunden und geht sogar ab und zu
schon alleine auf andere zu. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Liebe Jasmin,
ich danke Dir vielmals für den kleinen Einblick in Euer Abenteuer. Ich bin so dankbar, euch kennengelernt zu haben und hoffe, dass sich unsere Wege bald wieder einmal kreuzen. Bis dahin alles liebe an euch vier!
Schöne sache. Klingt alles rosig. Aber mir drängt sich die frage auf: woher kommt das geld?wie finanziert man als familie das freilernen? Ein paar monate kann ich das noch nachvollziehen, aber in ein paar monaten haben die kinder ja nicht ausgelernt. Und weiterhin die frage: hat schon jemand erfahrungen damit gemacht, was danach passiert? Gibt es zertifikate, zeugnisse, irgendeinen nachweis einenausbildung genossen zu haben?
ReplyDeletewie geht das eigentlich in deutschland, wenn es hier doch schulpflicht gibt?
Ich kann jetzt nur von den Erfahrungen von Jasmin's Familie sprechen...aber sie haben sich in Deutschland abgemeldet. Damit gilt die Schulpflicht nicht mehr. Sie nutzen das Rumreisen auch gerade nur um sich erstmal selbst zu finden und zu sehen, wo sie sich vorstellen könnten sich niederzulassen. Sie sind seit März unterwegs und werden sich jetzt wohk bald entscheiden müssen wo es hingehen soll.
DeleteNochmal zum Thema Schulpflicht...in sehr seltenen Fällen gibt es eine Freistellung aber das sind dann eher besondere Fälle. In der Regel würde ich sagen, bleibt einem keine andere Wahl als auszuwandern. Das Risiko das Aufenthaltsrecht für seine Kinder zu verlieren ist wirklich zu hoch.
Und zum Thema Zertifikate etc. Hier in England kann man ganz norml an allen Prüfungen teilnehmen. Wenn man daw möchte. Universitäten bevorzugen oft sogar home educated Studenten.
Hmm, das ist für ein paar Monate sicher ganz nett, aber die Kinder lernen leider nicht, mit anderen Kindern umzugehen, sich in eine Gruppe einzufügen, auch mal machen zu müssen, was man eben nicht möchte. Das ist für mich leider absolut keine Vorbereitung auf das wirkliche Leben. Sorry. Und wenn die Mama "das" und "dass" nicht auseinanderhalten kann, dann ist das mit dem Beibringen wohl auch eher schwer. Hmmmmmmm.
ReplyDeleteLiebe(r) Anonym,
DeleteDu findest also, dass die Schule besser auf "das richtige Leben " vorbereitet als...das richtige Leben? ;) Da gehen unsere Meinungen auseinander.
An dem Kommentar, dass Kinder so nicht lernen mit anderen Kindern umzugehen und/oder sich in Gruppen einzufügen, merke ich schon, dass du dich mit der Thematik noch nicht wirklich auseinander gesetzt hast. So in etwa sahen auch meine Vorurteile aus, bevor wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt haben. Ich kann es dir also nicht übel nehmen.
Kinder, die nicht in die Schule gehen, haben ein unglaublich tolles Sozialleben. Und im Vergleich zu Schulkindern sind sie, meinen Erfahrungen nach, in der Regel einfühlsamer und kooperativer.
Ach und zum Thema das/dass. Das ist wohl eher meine Schuld, da ich es beim Einstellen.nicht geändert habe. Ich habe die Mama recht kurzfristig gebeten, einen Beitrag für mich zu schreiben und.in.all dem.Trubel hat sie das für mich getan. Alles gut.
DeleteMeine "Grosse" wechselt dieses Jahr aus einem sehr behüteten Kindergarten in die Schule und ich habe Bedenken, dass dieser kleine zerbrechliche Mensch in das deutsche Schulsystem passt. Und weil es mich beruhigt, schmiede ich gern Notfallpläne. Einer davon umfasst das Auszeitnehmen und Reisen mit den Kindern. Da ich leider niemanden persönlich kenne, der so etwas schonmal gewagt hat, bin ich für diesen Artikel sehr, sehr dankbar! Ich bewundere den Mut der Familie, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und freue mich, dass es Leona und Kim jetzt besser geht!
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