Wir sind Freilerner

29/06/2015

Wir haben uns schon recht früh mit dem Thema Schule auseinandergesetzt. Ich kann mich noch an meine Empörung erinnern, als ich erfuhr, dass die Kinder in England mit 4 in die Schule gehen. "Aber da wird doch bestimmt mehr gespielt als alles andere" höre ich euch jetzt denken. Nein! So richtig Schule...ihr wissst schon...still sitzen, lesen, schreiben und rechnen lernen. Bis um 3 in der Schule. Gegen halb 4 zu Hause, Hausaufgaben machen (!!) dann noch schnell Abendbrot essen und dann aber husch husch ins Bett...morgen ist ja wieder Schule! Kindheit adé.

Uns war sehr schnell klar, das wollen wir SO für unsere Kinder nicht. Also suchten wir nach Alternativen. Montessori war mein erster Gedanke aber leider gab es da nichts in der Nähe. Also gingen wir zum Tag der offenen Tür der Steiner Waldorf Schule - und zuerst war ich begeistert. Die ersten 2 Jahre waren eigentlich eher wie Kindergarten, also viel freies Spielen etc, und das war doch schon mal eine gute Alternative zur Regelschule.
Wir besuchten noch eine Unterrichtstunde in der Schule und auf einmal war ich mir schon gar nicht mehr so sicher. Ich konnte damals noch nicht wirklich sagen, was genau mich gestört hat. Heute weiss ich, dass es mir einfach zu sehr vom Lehrer geleitet wurde...dabei wurden die ersten zwei Jahre doch sehr kindbestimmt gestaltet. Je mehr wir uns in die Steiner Waldorf Pädagogik einlasen, desto mehr merkten wir, dass auch diese Schule nicht wirklich zu uns passt.

Ungefähr zeitgleich stoss ich auf Home Education. Mein erster Vorurteil war die "Sozialisierung". Das war natürlich bevor ich mich mit dem Thema beschäftigte und mittlerweile schmunzele ich darüber, wenn genau dies angesprochen wird, wenn auf die Frage ob Oscar denn ab September diesen Jahres in die Schule gehen wird, die Antwort kommt "No, we will be home educating".

Die Home Education kann man eigentlich ganz gut in 2 Gruppen aufteilen - die "Homeschooler" und die "Unschooler". Der Unterschied wird in diesem Artikel ganz gut erklärt. Je mehr wir uns mit dem Home Educating beschäftigten, desto mehr stossen wir auch das Thema Unschooling...obwohl mir das deutsche Wort "Freilernen" noch besser gefällt. Denn genau das ist es...freies Lernen. Abgestimmt auf unsere Kinder und ihre Interessen. Es gibt keinen Lehrer. Wir lernen zusammen. Die Welt ist unser Klassenzimmer.
Wir merkten sehr schnell, dass Freilernen zum Einen genau das ist, was wir uns für unsere Kinder wünschen und zum Anderen, dass es auch wirklich in unseren Alltag und unser Leben passt.

Definitiv für das Freilernen haben wir uns vor knapp über einem Jahr entschieden. Und auch wenn sich für uns diesen September nichts ändern wird, werde ich doch am 1. September einmal kurz erleichtert in mich reinhorchen und mich freuen, dass wir unser Leben so weiterleben können, wie auch jetzt.

Wer sich für das Thema Freilernen interessiert, dem kann ich u.a. auch den Film "Being and becoming" ans Herz legen. Gerade tourt er auch noch durch die deutschen Kinos (wo genau sehr ihr hier) und es gibt ihn auch auf DVD. Ich selbst habe ihn letzte Woche gesehen und fühlte mich direkt noch einmal bestärkt in unserer Entscheidung und gleichzeitig war ich auch dankbar, dass wir diese Möglichkeit hier in England auch haben.

3 comments:

  1. Auch wenn das so hier in Deutschland nicht möglich ist sind wir auch Freilerner mit Schulbesuch :-D

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  2. Schau mal: http://wildflowersphotos.com/2015/06/homeschooling-on-our-homestead

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  3. Mich wuerde interessieren, wie ein Tag Freilernen so bei euch aussieht :-)

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